Almabtrieb im Zillertal
Der Almabtrieb im Zillertal ist ein sehr altes und immer noch gern gelebtes Brauchtum. Im Laufe der Jahre ist es zu einer großen Touristenattraktion geworden und zieht Gäste aus der ganzen Welt in das kulturreiche Tal. Seit Jahrhunderten feiern die Dörfer die gesunde Heimkehr der Kühe von den Bergweiden der Alm ins Tal, wo sie in den Stallungen der Bauern überwintern.
Auf den tiroler Almen weiden im Sommer über 33.000 Milchkühe und 77.000 Jungrinder sowie Pferde, Schafe und Ziegen. Mehr als 50 Almabtriebe feiern einheimische Dörfler und Touristen in Tirol jährlich.
Jetzt kommen die Kühe
Wenn die Tage am Ende des Sommers wieder kälter werden und das Gras aufhört zu wachsen, dann ist es Zeit für die Kühe, sich prächtig geschmückt auf den Weg zu machen. Wenn der Almsommer für die Bauern und die Tiere glücklich verlaufen ist, werden die Herden kunstvoll und ganz festlich geschmückt und von den Bauern ins Tal getrieben.
Althergebracht werden Seidenblumen, Silberdisteln, Alpenrosen oder Latschenkiefer für das Dekor verwendet. Die Kranzkuh, die die Herde auf ihrem Weg in die Ställe anführt, trägt einen ungewöhnlich großen Kopfschmuck. Dieses Geschmeide ist herkömmlich ganz aufwendig und wunderschön in Form eines Kreuzes geflochten. Damit wird der Schutz des Himmels erbeten. Die Spiegel und auf Hochglanz polierten Glocken, die die Kühe beim Abtrieb tragen, sollen böse Geister vertreiben und klingen bei der Vielzahl der Kühe, die sich die Straßen hinabbewegen ganz beeindruckend. Die Kühe sind sehr übermütig nach der langen Zeit in Freiheit. Es braucht professionelle und erfahrenen Bauern, um die Kühe langsam und heil ins Dorf zu bringen. Nach ca. 5 Stunden trifft die abgetriebene Herde im Heimatort ein.
Die Dörfer muten dann ein wenig an wie eine große Showbühne für die Kühe, mit tausenden Fans, die so begeistert sind und fotografieren, dass es mitunter gar kein Vorankommen für die Tiere mehr gibt.
In den Dörfern finden anschließend traditionell Tanzveranstaltungen mit Live-Musik statt. An Marktstandln gibt es Zillertaler Spezialitäten und Tiroler Schmankerln wie Bauernbrot, Speck, Krapfen, Almnudeln und Schnaps und die Hirten werden festlich und gut bedankt verabschiedet.
Es wird getanzt, gelacht und gegessen und überall ist ausgelassene Stimmung.
Meist finden die Almabtriebe zwischen Mitte September und Mitte Oktober statt. Im Zillertal wird die Heimfahrt gemeinhin am ersten Samstag im Oktober, dem sogenannten Rosenkranz-Samstag, gefeiert. Die ganze Woche zuvor wird an den Vorbereitungen gearbeitet. Aber das nehmen die Bauern in Kauf, denn aufgrund der vielen Gäste und Touristen, die von überall her anreisen, macht die Arbeit umso mehr Freude.
Der alte Brauch ist zum großen Volksfest avanciert, der in den vergangenen Jahren ein großer Erfolg war.
Den Almabtrieb, in Tirol umgangssprachlich „Hoamfahrt“ genannt, begleitet ein ganz eigener, unvergleichlicher Charme mit Gänsehautfeeling und ist ein Erlebnis, das den Gästen auf jeden Fall in Erinnerung bleibt.